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Formation Continue du Supérieur
1 novembre 2012

Eine Uni, finanziert aus der Kaffeekasse

http://www.epapercatalog.com/images/zeit-online-epaper.jpgVon E. Stengel. Eine Bremer Privathochschule kämpft ums Überleben. Die Zukunft der Uni hängt von neuen Steuermillionen ab – und der Stiftung eines Kaffee-Unternehmers.
Sie nennt sich selbstbewusst "Deutschlands erfolgreichste private Universität in Lehre und Forschung". Finanziell ist die private Elitehochschule "Jacobs University Bremen" (JUB) aber alles andere als erfolgreich. Seit ihrer Gründung 2001, damals noch unter dem Namen "International University Bremen", lebt sie mehr oder weniger von der Hand in den Mund und muss immer wieder ums Überleben kämpfen.
Derzeit, sagt JUB-Sprecher Peter Wiegand, finanziert sie nur 35 von 55 Millionen Euro Jahres-Etat "aus eigener Kraft", also aus Forschungsaufträgen, Studiengebühren, Kapitalstockzinsen und örtlichen Spenden. Die fehlenden 20 Millionen werden vor allem von der Schweizer Jacobs Foundation aufgebracht, einer Stiftung des 2008 gestorbenen Kaffeekönigs Klaus J. Jacobs. Auch das Land Bremen griff der Privatgründung bis 2011 unter die Arme.
In jüngster Zeit spitzten sich die Finanzprobleme wieder zu – aber inzwischen konnte die Jacobs University Entwarnung geben: Ihre treuen Partner Bremen und Jacobs-Stiftung wollen ihre bisher befristete Förderung verlängern. Genaue Beträge stehen noch nicht fest, doch steigen nunmehr die Chancen, dass die Jacobs University längerfristig überleben kann.
Paradiesische Zustände auf Kosten privater Sponsoren

Die Privatuniversität war 2001 mit gerade mal 130 Studierenden auf einem früheren Kasernengelände in Bremen-Nord eröffnet worden. Heute lernen hier fast 1.400 junge Leute aus über hundert Nationen, betreut von rund 130 Professoren und 260 wissenschaftlichen Mitarbeitern. Ein paradiesischer Personalschlüssel im Vergleich zu Staatshochschulen.
Dafür sind aber auch 20.000 Euro Studiengebühr pro Jahr fällig. Finanzschwache Bewerber, die das anspruchsvolle Aufnahmeverfahren bestehen, kommen allerdings günstiger davon. Und von diesen Teilzahlern gab es jahrelang mehr als erwartet.
Auch deshalb kam die Jacobs University nie auf einen grünen Zweig, vor allem aber, weil sich nicht genügend private Sponsoren fanden. Angestrebt wurde ein Kapitalstock von 250 Millionen Euro, doch bis 2006 kamen nur 70 Millionen zusammen. Umso glücklicher war Unipräsident Joachim Treusch, als damals die Jacobs Foundation einsprang: Sie stiftete 200 Millionen Euro, verteilt auf mehrere Jahre - die angeblich größte Privatspende, die jemals in Europa an eine wissenschaftliche Einrichtung vergeben wurde.
Doch auch der Staat steuerte immer wieder Gelder bei. Die einstige große Koalition unter Bürgermeister Henning Scherf (SPD) gewährte eine Anschubfinanzierung von 118 Millionen Euro und bürgte für einen 50-Millionen-Kredit. Auch die seit 2007 regierende rot-grüne Koalition unter Jens Böhrnsen (SPD) mochte den Imageträger nicht hängen lassen und zahlte bis zum vergangenen Jahr insgesamt 23 Millionen Euro.
Nach einjähriger Pause und einem neuerlichen Hilferuf der Jacobs University kann die gemeinnützige GmbH nun bald wieder auf Steuergelder hoffen: Der Bremer Senat verkündete kürzlich, die Jacobs University sei eine "großartige Einrichtung" mit einer "großen strukturpolitischen und wirtschaftlichen Bedeutung" für die ganze Region. Ihre Beschäftigten und Studierenden erhöhten zudem als Neubürger die Einnahmen Bremens. Daher werde sich die Hansestadt "einer zeitlich befristeten Beteiligung an der Zukunftssicherung der JUB für die nächsten Jahre nicht verschließen". Dem Vernehmen nach geht es um drei Millionen Euro jährlich. Der Senat stellt allerdings Bedingungen. Zum Beispiel sollen künftig weniger Professoren für mehr Studierende zuständig sein, nämlich im Verhältnis 1:16 statt derzeit 1:11. Und die Jacobs Foundation soll weiterhin dauerhaft Hilfe leisten.
Die Uni ist kein Einzelfall

Zumindest diese Bedingung wurde jetzt erfüllt: Die Stiftung versprach jüngst, die JUB auch nach 2017 zu unterstützen. Bis dahin müssen die im Jahr 2006 zugesagten 200 Millionen Euro Jacobs-Gelder reichen. Sie sollten ursprünglich nach einem festen Schlüssel für den laufenden Betrieb und für die Erhöhung des Kapitalstocks verwendet werden; wegen der Wirtschaftskrise einigten sich beide Seiten später aber auf eine flexiblere Verwendung, sagt JUB-Sprecher Wiegand.
Bei der Linkspartei, der Gewerkschaft GEW und der Studentenvertretung der Universität Bremen stößt die staatliche Zahlungsbereitschaft auf Protest: Der Senat solle nicht länger Steuergelder in einem Privatunternehmen versenken, während gleichzeitig in den öffentlichen Hochschulen die Hörsäle überquellen.
Bremen ist allerdings kein Einzelfall. Ohne Landesbeihilfen und neue Investoren wäre zum Beispiel die nordrhein-westfälische Privatuniversität Witten-Herdecke 2009 wohl Pleite gegangen. Früh gescheitert sind finanziell prekäre Gründungen wie die Nordische Universität in Flensburg und Neumünster sowie die Hanseuniversität in Rostock. Die Jacobs University hofft, dass ihr dieses Schicksal nun erspart bleibt.
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